Unendlicher Speicher 3D-Druck

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Lisa Ernst · 15.11.2025 · Technik · 6 min

Die Frage, wie sich Schrauben, Kabel, Elektronik-Teile und Bastelmaterial so verstauen lassen, dass alles griffbereit bleibt und trotzdem aufgeräumt wirkt, führte zur Entwicklung eines 3D-druckbaren Aufbewahrungssystems. Dieses System besteht aus modularen Containern, Wandkacheln und Schienen, die sich beliebig erweitern lassen. Dieser Artikel beschreibt den Aufbau des Systems, seine Versprechen, belegte Aspekte und worauf bei der Nutzung zu achten ist.

Einführung

Das Konzept "Infinite Storage 3D Print" bezeichnet ein vollständig 3D-druckbares Lagersystem. Es setzt sich aus stapelbaren Containern, passenden Rahmen und modularen Wandkacheln zusammen, die sich zu einem Baukasten-Regal verbinden lassen. Die Container-Serie wird als „infinitely modular storage containers“ beschrieben und ist in verschiedenen Größen wie 1x1, 2x1, 3x1 oder 2x2 verfügbar, die in Schienen oder Rahmen eingehängt werden können. Ergänzt wird das System durch Cargo-Connect-Elemente wie Rails, Haken, Regale und Adapter zur Befestigung an Wänden, unter Schreibtischen oder auf anderen Flächen.

Die Idee ist, individuelle Module zu drucken, die sich nahtlos verbinden, kippen oder schieben lassen, um das Layout an den Arbeitsplatz anzupassen. Für den Druck genügt ein FDM-3D-Drucker mit Standard-Filament wie PLA. Die Modelle sind bewusst supportfrei und ohne zusätzliche Schrauben oder Metallteile ausgelegt.

Das System wurde vom Designer „Play Conveyor“ entwickelt und populär gemacht, der auf Thangs eine wachsende Kollektion von Cargo-Containern, Schienen und Zubehör veröffentlicht. Eine YouTube-Reihe namens „We Built Infinite Storage“ stellt Schritt für Schritt Container, Kacheln, Labels und Spezialmodule vor. Videos zeigen, wie zusätzliche Features wie bessere Griffe, Beschriftungen oder optimierte Scharniere die Nutzung erleichtern sollen.

Die 3D-Modelle werden auf Thangs zum Download angeboten. Viele sind an eine kostenpflichtige Mitgliedschaft gekoppelt, bei der Nutzer monatlich eine begrenzte Anzahl von Modellen aus dem Gesamtkatalog wählen können. Ein Tag-System auf Thangs fasst Modelle mit Bezug zu diesem Konzept zusammen.

Das System findet auch in anderen Kontexten Anwendung: Fertig gedruckte Varianten werden auf Etsy als Schreibtisch-Organizer angeboten. In Foren wie r/3Dprinting wird die Kompatibilität mit Lochwänden und der Wert der kostenpflichtigen Dateien diskutiert.

Analyse

Das Konzept zielt darauf ab, Arbeitsplätze aufzuräumen, ohne auf starre Standardmöbel angewiesen zu sein. Ein vollständig 3D-druckbares System ermöglicht die Anpassung von Größe, Farbe und Kombinationen an den eigenen Workflow. Für den Designer stellt dies ein Geschäftsmodell dar: Die Dateien werden über Thangs vertrieben, oft im Rahmen einer Mitgliedschaft mit Download-Kontingent, was laufende Einnahmen generiert.

Das Zusammenspiel von Video-Plattformen und Modell-Marktplatz ist eine weitere Ebene. Viele Clips verweisen auf die Thangs-Seite für den Download des Systems, oft mit Nennung des verwendeten Druckers und Filaments. Jedes neue Video wird so zu einer Kombination aus Projekt-Update und direkter Einladung zum Download, einem Beispiel für Content-gestützten Verkauf digitaler Produkte.

Quelle: YouTube

Der Kurzclip „The Story So Far“ auf YouTube zeigt mehrere Entwicklungsstufen des Systems und veranschaulicht, wie aus einfachen Containern ein komplexes Wand- und Tischlayout entsteht.

Fakten & Kritik

Belegt ist, dass das System aus vollständig 3D-druckbaren Komponenten besteht, die ohne zusätzliche Schrauben oder Metallteile montiert werden können. Dies wird in den Modellbeschreibungen mit Formulierungen wie „Fully 3D printable – no extra parts needed“ hervorgehoben. Es existieren verschiedene Größen und Ergänzungen, die miteinander kombinierbar sind, von 1x1-Containern über 2x2-Varianten bis zu Rail- und Hook-Modulen.

Unklar bleibt das Langzeitverhalten des Systems. Nutzerberichte zu einzelnen Modellen erwähnen, dass Riegel oder Rastnasen abbrechen können oder die Passung bei PETG sehr stramm ausfällt. Diese Beobachtungen sind real, aber nicht auf alle Setups übertragbar, da Drucker, Kalibrierung und Filamentqualität variieren.

Formulierungen wie „You’ll never need more storage again“ oder der Eindruck unbegrenzter Erweiterbarkeit sind werblich und irreführend. Praktische Grenzen sind Wandfläche, Druckzeit, Filamentkosten und Geduld. Auch die Mitgliedschaftsmodelle mit Download-Limits pro Monat widersprechen der Vorstellung „unendlicher“ Auswahl.

In der 3D-Druck-Community gibt es positive Stimmen, die die clevere Kippmechanik, Stapelbarkeit und die Möglichkeit zur Anpassung loben. Nutzer zeigen eigene Varianten mit geänderten Griffen oder optimierten Anschlägen.

Kritische Stimmen bemängeln das Abo-Modell mit begrenzten Downloads, das den Einstieg verteuert. Zudem wird die mechanische Robustheit der Konstruktion, insbesondere der Clips, bei häufigem Gebrauch und hoher Belastung diskutiert.

Als Gegenpol wird Gridfinity genannt, ein ebenfalls modularer, aber offen zugänglicher Organizer auf einem 42x42x7-mm-Raster. Gridfinity wird als flexible, offene Basislösung dargestellt, während andere Systeme wie Multiboard oder proprietäre Designs auf spezifische Anwendungsfälle oder stabilere, nicht vollständig gedruckte Komponenten setzen.

Einfache Entnahme und Organisation: 3D-gedruckte Module lassen sich flexibel anpassen und nutzen.

Quelle: pinterest.com

Einfache Entnahme und Organisation: 3D-gedruckte Module lassen sich flexibel anpassen und nutzen.

Praktische Anwendung

Für Nutzer bedeutet dieses Konzept die Möglichkeit, Stauraum gezielt an Projekte anzupassen. Ein Gitter aus Kippcontainern an der Wand bietet eine andere Erfahrung als ein Sammelkasten im Schrank, da Inhalte auf einen Blick sichtbar sind und Module dort angebracht werden können, wo sie benötigt werden. Es ist jedoch wichtig, den Verbrauch von Filament, Druckzeit und den Bedarf an Experimentierfreude bei den Einstellungen zu kalkulieren.

Ein stufenweiser Einstieg ist sinnvoll. Vor einer Mitgliedschaft bei einem Modellanbieter empfiehlt sich der Blick auf Alternativen wie Gridfinity, das als frei verfügbares Raster-System einen risikoarmen Test ermöglicht. Vor dem Druck sollten die Kommentare zu konkreten Teilen gelesen werden, um Hinweise zu Filamentwahl, Layerhöhe oder möglichen Schwachstellen zu erhalten.

Quelle: YouTube

Ein Video wie „Gridfinity: Your Ultimate Modular Workshop is FREE!“ zeigt, wie ein alternatives, frei verfügbares System im Alltag eingesetzt werden kann und hilft, die Vor- und Nachteile verschiedener Ansätze einzuordnen.

Modulare Aufbewahrung: 3D-gedruckte Schubladenboxen bieten flexible und erweiterbare Speicherlösungen für den Schreibtisch oder das Regal.

Quelle: user-added

Modulare Aufbewahrung: 3D-gedruckte Schubladenboxen bieten flexible und erweiterbare Speicherlösungen für den Schreibtisch oder das Regal.

Ausblick

Offen ist die Frage nach dem Verhalten der vollständig gedruckten Scharniere und Verriegelungen nach Jahren intensiver Nutzung. Bisher liegen dazu hauptsächlich Erfahrungsberichte einzelner Nutzer vor, die je nach Material und Drucker stark voneinander abweichen. Systematische Langzeittests oder unabhängige Messungen zu Bruchfestigkeit und Verschleiß sind nicht öffentlich dokumentiert.

Der Vergleich mit anderen Systemen steckt noch in den Anfängen. Während einige Artikel Gridfinity und andere Lösungen gegenüberstellen, fehlen detaillierte, neutrale Studien zu Faktoren wie Platznutzung pro Fläche, Gesamtlebenszykluskosten oder Stabilität unter hoher Last. Interessant wäre auch, wie sich hybride Ansätze schlagen, bei denen nur funktionskritische Teile aus Metall oder Holz bestehen und der Rest gedruckt wird.

Fazit

Das beschriebene 3D-druckbare Aufbewahrungssystem ist ein Beispiel dafür, wie Ordnung und Individualisierung verbunden werden können. Container, Schienen und Zubehör lassen sich so kombinieren, dass sie genau zum Arbeitsplatz passen. Marketingversprechen wie „unendlicher“ Stauraum sind mit Vorsicht zu lesen, da praktische Grenzen durch Platz, Kosten und Material bestehen bleiben. Wer bereit ist zu experimentieren, Kommentare und Quellen zu prüfen und möglicherweise mit freien Alternativen zu starten, kann mit einem solchen System einen funktionalen Arbeitsplatz schaffen.

Modulare 3D-gedruckte Aufbewahrungssysteme ermöglichen eine nahezu unbegrenzte Erweiterung und Anpassung an individuelle Bedürfnisse.

Quelle: youtube.com

Modulare 3D-gedruckte Aufbewahrungssysteme ermöglichen eine nahezu unbegrenzte Erweiterung und Anpassung an individuelle Bedürfnisse.

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