3D-Druck: Dienstleister oder Eigenkauf?

Avatar
Lisa Ernst · 20.11.2025 · Technik · 8 min

Montagmorgen in einem kleinen Betrieb irgendwo zwischen Zürich und Aargau: Jemand braucht «schnell» eine Halterung für ein neues Sensorgehäuse. Die STL-Datei ist in einer Stunde gezeichnet – und dann kommt die Frage: Schicken wir das File an einen 3D-Druck-Dienstleister oder stellen wir uns endlich selber einen Drucker in die Werkstatt?

Genau diese Situation erleben wir bei 33d.ch immer wieder – bei Hobby-Maker:innen genauso wie bei KMU oder Schulen. Auf der einen Seite lockt die Freiheit, jederzeit selber drucken zu können. Auf der anderen Seite steht der Komfort eines Services, der sich um Material, Wartung und Ausschuss kümmert. Und irgendwo dazwischen sitzt das Budget und fragt: «Was lohnt sich wirklich?»

Wir zeigen dir, wie wir diese Entscheidung in der Praxis angehen: mit einfachen Kennzahlen, realistischen Kostenbeispielen und ein paar Lessons Learned aus unserer Werkstatt in der Schweiz.

Warum die Entscheidung mehr ist als ein Preisvergleich

Wer nur auf den Stückpreis schaut, übersieht schnell die halbe Wahrheit. Aus unserer Sicht geht es immer um fünf Punkte:

Wenn wir mit Kund:innen sprechen, merken wir schnell: Die «richtige» Lösung ist selten schwarz-weiss. Häufig landet man in einer Mischform – Standardteile Inhouse, Spezialteile beim Dienstleister.

Kurzvergleich: 3D-Druck-Dienstleister vs. eigener Drucker

Kriterium 3D-Druck-Dienstleister Eigener 3D-Drucker (FDM)
Fixkosten Keine Anschaffung, keine Wartung – ihr bezahlt pro Auftrag. Anschaffung ab ca. 300–1 000 CHF plus Zubehör und gelegentliche Ersatzteile.
Stückkosten (kleine Teile) Oft hohe Stückpreise bei Kleinserien, Set-up-Gebühren und Versand. Material- und Stromkosten meist im niedrigen einstelligen Frankenbereich pro Teil.
Durchlaufzeit Typisch 3–7 Arbeitstage inkl. Angebot, Freigabe und Versand. Iterationen in Stunden möglich – ideal fürs schnelle Prototyping.
Know-how Kaum internes Wissen nötig, Service kümmert sich um alles. Ein Teammitglied sollte sich um Profile, Wartung und Fehlersuche kümmern.
Flexibilität Sehr gut für exotische Materialien, grosse Teile, SLA/SLS/MJF. Sehr gut für wiederkehrende Funktionsteile, Halter und einfache Vorrichtungen.

Diese Übersicht ist bewusst grob gehalten. Spannend wird es, sobald wir konkrete Zahlen eintragen.

Zwei Rechenbeispiele aus der Praxis

Für unsere Beispielrechnungen nehmen wir typische Werte aus der Praxis: ein solides PLA-Filament im Bereich von rund 15–20 CHF pro Kilogramm, wie zum Beispiel 3DJake ecoPLA, sowie einen Strompreis von etwa 0.29 CHF/kWh gemäss aktuellen ElCom-Angaben für das Jahr 2025 (swissinfo.ch). Die Leistungsaufnahme eines typischen FDM-Druckers im Betrieb liegt häufig um 80–150 W.

Für Dienstleister orientieren wir uns an Kostenbändern von etwa 0.50–3.00 €/cm³ für Kunststoffteile, wie sie in Preisübersichten von Services wie Rapidobject genannt werden. Online-Plattformen wie der Hubs 3D-Druck-Service zeigen ähnliche Grössenordnungen und Lead-Times von wenigen Tagen, abhängig von Material und Dringlichkeit.

Alle Zahlen sind Näherungen – sie helfen aber, ein Gefühl zu bekommen, ab wann sich ein eigener Drucker meist lohnt.

Beispiel 1: 10 kleine Halterungen pro Monat

Typischer Fall: Kleine Kabelhalter oder Clips, 30 g PLA pro Teil, etwa 5–6 Stunden Druckzeit auf einem FDM-Drucker.

In Summe: ungefähr 3 CHF pro Teil, wenn der Drucker ordentlich ausgelastet ist. Bei 10 Teilen pro Monat sprechen wir von rund 30 CHF variablen Kosten.

Beim Dienstleister liegt dasselbe Teil – je nach Komplexität und Anbieter – schnell im Bereich von 15–40 CHF pro Stück, plus allfällige Set-up-Gebühren und Versand. Die Kosten sind dafür planbar, und ihr habt keinen Aufwand mit Fehldrucken.

In unserer Werkstatt haben wir mehrere ähnliche Fälle durchgerechnet. Bei 10–20 solcher Kleinteile pro Monat entscheiden sich Teams fast immer für einen eigenen Drucker – einfach, weil sich der höhere Anfangsaufwand nach wenigen Monaten bezahlt macht.

Beispiel 2: 50 Jigs und Vorrichtungen pro Monat

Jetzt wird es spannender: Ein KMU möchte pro Monat rund 50 Prüfjigs und Montagehilfen drucken. Ein Teil wiegt etwa 80 g PLA und läuft mit etwas schnelleren Profilen in rund 3 Stunden durch.

Faustwert: rund 2.70–3.00 CHF pro Jig. Bei 50 Stück pro Monat liegen die variablen Kosten also grob um die 135–150 CHF – der Drucker rechnet sich hier sehr schnell.

Bei Dienstleistungsangeboten sehen wir für solche Teile oft Bandbreiten von 25–80 CHF pro Stück, je nach Verfahren, Material, Genauigkeit und Stückzahl. Der Service übernimmt dafür Qualitätssicherung, Verpackung und auf Wunsch auch das Finishing.

Ein anonymisiertes «Team Z», ein Elektronik-KMU aus der Region Zürich, stand genau vor dieser Frage. Nach einer gemeinsamen Kalkulation (inklusive konservativ geschätzter Fehldrucke) entschieden sie sich für einen eigenen FDM-Drucker – und nutzen heute zusätzlich gelegentlich einen Dienstleister für hitzebeständige Spezialteile.

Quelle: YouTube

Empfohlenes Erklärvideo: In diesem (englischen) Video wird Schritt für Schritt gezeigt, wie man 3D-Druck-Kosten sinnvoll kalkuliert – praktisch, wenn du deine eigenen Stundensätze und Materialpreise einsetzen willst.

Technik, Risiko & Lernkurve: Wo es in der Praxis klemmt

Ein eigener 3D-Drucker ist kein «Plug & Play»-Gerät, das man einschaltet und nie wieder anfasst. In den ersten Wochen sehen wir bei neuen Teams oft zweistellige Ausschussquoten – nicht weil der Drucker schlecht wäre, sondern weil Profile, Bauteilorientierung und Kleinigkeiten wie Lüfter oder Bettkleber noch nicht passen. Ganz ehrlich: Das war bei uns in der Werkstatt am Anfang auch so.

Typische Stolpersteine

Bei 33d.ch haben wir uns angewöhnt, neue Drucker und Materialien immer zuerst «im Kleinen» zu testen: kurze Standardteile, bewusst provozierte Fehler, dokumentierte Einstellungen. Erst wenn das stabil läuft, drucken wir produktive Teile oder lassen Kund:innen selber an die Maschine.

Was sich bei uns bewährt hat

Für wen lohnt sich was? Hobby, Maker, KMU, Schule

Hobby & private Projekte

Wenn du nur ab und zu einen Ersatz-Clip, eine Handyhalterung oder ein Brettspiel-Upgrade drucken möchtest, kann ein Dienstleister völlig reichen – vor allem, wenn du erst einmal testen willst, ob 3D-Druck überhaupt etwas für dich ist. Die Stückpreise sind zwar höher, aber du musst weder Platz noch Zeit für einen eigenen Drucker freischaufeln.

Sobald du regelmässig druckst, Mods ausprobierst und vielleicht eigene Designs entwirfst, kippt die Rechnung sehr schnell Richtung Eigengerät. Ab grob 5–10 Teilen pro Monat, die nicht extrem gross oder exotisch sind, lohnt sich ein solider FDM-Drucker in den meisten Fällen.

Maker & Prototyping-Teams

Maker, Start-ups und Prototyping-Teams leben von schnellen Iterationen. Hier ist ein eigener Drucker fast Pflicht – sonst wartet ihr dauernd auf Pakete, statt zwei Varianten nacheinander über Nacht zu drucken. Dienste bleiben aber spannend für Spezialteile: z. B. SLS-Teile aus Nylon oder hochtemperaturbeständige Materialien, die man im Alltag nicht braucht.

KMU & Produktion

In KMU sehen wir zwei typische Muster: Entweder der Drucker steht bei der Entwicklung und liefert Halterungen, Jigs und Prototypen; oder er steht in der Vorfertigung und druckt kleine Hilfs- und Betriebsmittel. In beiden Fällen rechnet sich das Gerät sehr schnell, wenn regelmässig Teile benötigt werden.

Für sicherheitsrelevante Teile, sehr enge Toleranzen oder belastete Bauteile greifen viele KMU trotzdem gerne auf spezialisierte Dienstleister zurück – einfach, weil Prüfberichte, Materialzertifikate und Erfahrung mit industriellen Verfahren dort schon vorhanden sind.

Schulen & Bildungsinstitutionen

Schulen profitieren enorm von einem eigenen 3D-Drucker: Schülerinnen und Schüler sehen direkt, wie aus einer Idee ein reales Objekt wird. Gleichzeitig braucht es klare Sicherheits- und Aufsichtsregeln. Aus unserer Sicht sind geschlossene FDM-Drucker mit PLA oder PETG, gute Lüftung und klare Zuständigkeiten ein sinnvoller Startpunkt. Chemisch aufwändigere Verfahren wie SLA/Resin würden wir nur mit gut geschultem Personal und zusätzlicher Schutzausrüstung einsetzen.

Der Vergleich von 3D-Druckern ist der erste Schritt zur richtigen Entscheidung.

Quelle: netzsieger.de

Bevor ihr kauft, lohnt sich ein ehrlicher Vergleich: Welche Baugrösse braucht ihr wirklich, welche Materialien sollen laufen und wie laut darf der Drucker im Büro sein?

Ein detaillierter Vergleich technischer Spezifikationen hilft bei der Auswahl des passenden 3D-Druckers.

Quelle: campus-schwarzwald.de

Tabellen mit Spezifikationen sind hilfreich – noch wichtiger ist aber, dass die Maschine zu euren konkreten Teilen und eurem Team passt.

Checkliste: Eigenkauf oder Dienstleister?

Eigener 3D-Drucker lohnt sich besonders, wenn …

3D-Druck-Dienstleister bleiben sinnvoll, wenn …

Die beste Lösung ist in der Praxis oft hybrid: Standardteile laufen auf dem eigenen Drucker, alles Aussergewöhnliche geht an einen Dienstleister – so sehen wir es bei vielen unserer Kund:innen.

Praktische Fragen, die wir oft hören

Quelle: YouTube

Vertiefung per Video: Hier wird gezeigt, wie verschiedene 3D-Druck-Verfahren funktionieren und wofür sie sich eignen – hilfreich, wenn du gerade deine langfristige 3D-Druck-Strategie planst.

Mini-Fazit in 5 Punkten

Passt gut dazu (interne Link-Ideen)

Teilen Sie doch unseren Beitrag!