3D-Druck: Cosplay, Deko, Props – Planung & Umsetzung

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Lisa Ernst · 23.11.2025 · Technik · 5 min

Der Rüstungsteil sieht auf dem Bildschirm perfekt aus, aber auf der Convention hält er genau zwei Fotos lang – dann bricht die Halterung oder der Speer hängt wie ein nasser Spaghetti. Das nervt, vor allem wenn man Tage in den Druck, das Schleifen und das Bemalen gesteckt hat.

In unserer Werkstatt bei 33d.ch hören wir genau solche Geschichten immer wieder. Cosplayer:innen kommen mit beeindruckenden 3D-Modellen, die technisch aber nie für den Alltag auf einer Con geplant wurden: Teile sind zu schwer, Steckverbindungen zu schwach, der Drucker zu klein für das Monster-Schwert oder der Transport im Zug wird zur echten Challenge.

Wenn man von Anfang an auf Materialwahl, Segmentierung und Verstärkung achtet, wird aus einem hübschen STL ein Prop, das einen ganzen Convention-Tag übersteht, transportabel bleibt und auf Fotos wie Metall oder Holz wirkt. In diesem Leitfaden fassen wir zusammen, wie wir bei 33d.ch Cosplay-Props und Deko mit FDM-3D-Druck planen – mit Beispielen aus unserer Werkstatt und Links zu erprobten Community-Ressourcen.

Grundlagen des 3D-Drucks für Cosplay

Für Cosplay-Requisiten arbeiten wir meistens mit FDM-Druckern, weil sie robuste, reparierbare Teile liefern. Drei Basics entscheiden sehr früh, ob dein Projekt entspannt oder stressig wird: Bauraum, Material und die innere Struktur des Teils.

Bauraum realistisch einschätzen

Die Größe des Druckraums eines 3D-Druckers stellt eine erste Begrenzung dar. Standard-FDM-Drucker mit einem Bauraum von etwa 220 × 220 × 250 mm erfordern die Segmentierung grosser Teile wie Schwerter oder Helme (Ultimaker). In der Praxis planen wir grosse Props deshalb fast nie „am Stück“, sondern denken sie von Anfang an in sinnvolle Segmente, die zum Bauraum passen und sich später sauber verbinden lassen.

Materialwahl für Rüstung, Props & Deko

Die Materialwahl beeinflusst Gewicht und Haltbarkeit deutlich. PLA ist ein verbreitetes Filament, das sich bei relativ niedrigen Temperaturen drucken lässt und detaillierte Ergebnisse liefert, jedoch spröde und weniger temperaturbeständig ist (FormFutura). PETG ist widerstandsfähiger gegen Schläge und Brüche, was es für Rüstungsteile oder Stäbe, die Stössen ausgesetzt sind, geeigneter macht (SUNLU 3D Druckmaterialien). In unserer Werkstatt landet PLA häufig bei filigranen Ornamenten, PETG dagegen bei Teilen, die auch mal irgendwo anstossen dürfen.

Für Projekte, bei denen das Gewicht eine grosse Rolle spielt – etwa Schulterpanzer, grosse Waffen oder voluminöse Deko – können Leichtbau-Filamente wie LW-PLA eingesetzt werden. Diese reduzieren das Gewicht um bis zu rund 65 % im Vergleich zu normalem PLA und lassen sich gut bearbeiten (ColorFabb). Wir setzen solche Filamente vor allem ein, wenn ein Teil weit vom Körper absteht oder über Stunden getragen wird.

Infill, Wandstärken & Ausrichtung kurz erklärt

Die Haltbarkeit hängt neben dem Filament auch von Wandstärken, Infill und Layer-Orientierung ab. Infill ist vereinfacht gesagt das Innenleben des Teils – also wie voll der Körper zwischen den Aussenwänden gedruckt wird. Mechanisch beanspruchte Zonen erfordern höhere Wandanzahlen und ein Infill von etwa 20–30 %, während dekorative Teile mit dünneren Wänden und geringem Infill deutlich gewichtssparender gefertigt werden können (eufyMake).

Typische Ausgangswerte (immer mit dem eigenen Drucker und Material testen):

Einsatz Wandlinien Infill Layerhöhe
Reine Deko / Wanddeko 2–3 8–15 % 0,20–0,24 mm
Con-taugliche Props (Standard) 3–4 20–30 % 0,20–0,28 mm
Stark belastete Teile (Halterungen, Verbindungen) 4+ 30–40 % 0,16–0,24 mm

Je nach Drucker, Düsen- und Filament-Hersteller können Temperaturen und Druckgeschwindigkeiten deutlich variieren – im Zweifel lohnt sich ein kurzer Testdruck mehr, als später ein komplettes Prop neu zu starten.

Nach dem Druck: Einzelne Bauteile werden für die weitere Bearbeitung vorbereitet.

Quelle: voxelmatters.com

Nach dem Druck: Einzelne Bauteile werden für die weitere Bearbeitung vorbereitet.

Planung und Montage

Wenn Grösse und Material grob feststehen, beginnt die eigentliche „Bauplanung“. An diesem Punkt entscheidet sich, ob du später sauber montieren kannst oder ob du mit improvisierten Klebeaktionen am Con-Vorabend endest.

Nach der Festlegung der Prop-Grösse beginnt die Planung der Segmentierung. 3D-Modelle werden oft entlang natürlicher Kanten wie Panel-Fugen oder Zierlinien getrennt, um Klebestellen unauffällig zu integrieren. Plattformen wie Printables, Thingiverse oder MyMiniFactory bieten viele vorbereitete Cosplay-Modelle. In vielen Fällen passen wir bei 33d.ch solche Modelle noch leicht an, etwa indem wir Steckverbindungen ergänzen oder Hohlräume für Carbonstäbe einplanen.

Kurze Checkliste vor dem Druck

Teile kleben und verstärken

Für das Kleben von 3D-gedruckten Teilen haben sich Cyanacrylat-Kleber (Superkleber), lösungsmittelbasierte Kleber und Zwei-Komponenten-Epoxidharz etabliert (Original Prusa 3D Printers). Superkleber-Gel eignet sich für schnelle Verbindungen bei PLA-Projekten, Epoxidharz für maximale Festigkeit, etwa bei stark belasteten Verbindungsstellen (Snapmaker).

Eine saubere Vorbereitung der Klebeflächen ist entscheidend. Das Anrauen mit feinem Schleifpapier und die Reinigung mit Isopropanol verbessern die Haftung deutlich (Fuji Technology). Superkleber sollte dünn und gleichmässig aufgetragen werden, gefolgt von rund 10–30 Sekunden festem Zusammendrücken der Teile (JLC3DP). Gut vorbereitete Oberflächen und Produkte wie Cyanacrylat, Kontaktkleber oder Epoxidharz ergeben stabile, schleifbare Verbindungen bei PLA (Instructables).

Für lange Waffen und Stäbe ist eine reine Klebung oft unzureichend. Ein innerer Kern aus Glasfaser- oder Carbonstäben, die durch die Segmente geführt werden, erhöht die Biegefestigkeit und den Bruchwiderstand ohne signifikante Gewichtszunahme (FormFutura). In einem unserer ersten Speer-Projekte haben wir diesen Schritt unterschätzt – das Teil sah super aus, war aber beim ersten unfreiwilligen Bodenkontakt fällig. Seit wir konsequent verstärken, ist dieses Problem praktisch verschwunden.

Grobe Orientierung für Kleber (aus der Praxis):

Klebertyp Einsatz Vorteile Limits
Cyanacrylat (Superkleber) Kleine Teile, schnelle Verbindungen Schnell, gut schleifbar, sauber Spröde, kaum spaltfüllend
2K-Epoxidharz Stark belastete Verbindungen, Strukturen Sehr stabil, spaltfüllend Längere Aushärtzeit, mehr Aufwand
Kontaktkleber Grosse Flächen, flexible Teile Elastisch, vibrationsfest Geruch, etwas „schmieriger“ in der Anwendung

Quelle: YouTube

Detailreichtum und Präzision: 3D-Druck ermöglicht beeindruckende Cosplay-Elemente.

Quelle: 3ddruckmuenchen.com

Detailreichtum und Präzision: 3D-Druck ermöglicht beeindruckende Cosplay-Elemente.

Oberflächenbearbeitung und Bemalung

Der rohe FDM-Druck sieht selten nach „Fantasy-Metall“ oder „gealtertem Holz“ aus. Mit ein bisschen Geduld lässt sich das aber erstaunlich gut kaschieren – und genau hier trennt sich bei Cosplay-Props häufig „okay“ von „wow“.

Nach dem Verkleben werden Layerlinien mit Füller-Spray (Filler Primer) abgedeckt, die Oberfläche geschliffen, gespachtelt und erneut grundiert. Dieser Ablauf wird auch in detaillierten Finishing-Guides beschrieben (twincitiesgeek.com, Markforged). Eine gute Grundierung schliesst Unregelmässigkeiten und verbessert die Haftung der Farbe (Formlabs). In unserer Werkstatt hat sich bewährt, lieber zwei dünne Runden Filler und Schleifen einzuplanen, statt zu versuchen, alles in einem Durchgang „wegzuzaubern“.

Typischer Ablauf in unserer Werkstatt

  1. Layer grob anschleifen (z.B. 120–180er Körnung).
  2. Filler-Primer sprühen und vollständig trocknen lassen.
  3. Unebenheiten mit Spachtelmasse füllen, erneut schleifen.
  4. Nochmals grundieren, bis die Oberfläche gleichmässig wirkt.
  5. Basisfarben, Washes und Drybrushing auftragen.

Metallische Bereiche können mit Acrylfarben und Airbrush in mehreren dünnen Schichten aufgebaut, mit einem dunklen Wash betont und mit Trockenbürsten aufgehellt werden, um abgenutztes Metall zu simulieren. Ein Instructables-Tutorial bietet eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Simulation verschiedener Materialien wie Rost oder Glas durch Maltechniken (Instructables).

Quelle: YouTube

Auf YouTube finden sich komplette Workflows vom Druck bis zur bemalten Requisite, die den gesamten Finishing-Prozess von Schleifen und Füller-Primer bis zum Airbrush-Finish zeigen (YouTube). Spezielle Videos für Cosplay-Props demonstrieren, wie 3D-gedruckte Teile schnell mit Sprühfarbe und einfachem Weathering bühnentauglich gemacht werden (YouTube). Ein Grundkurs erklärt den Weg vom Druckbett bis zum fertigen, lackierten Teil für Anfänger (YouTube). Wir empfehlen unseren Kund:innen oft, ein oder zwei solcher Videos parallel zum ersten grösseren Projekt anzuschauen – man spart sich einige Fehlversuche.

Praxisbeispiel: 1,9-m-Energiespeer für eine Convention

Bei 33d.ch haben wir für einen Con-Auftritt einen futuristischen Energiespeer von etwa 1,9 m Länge umgesetzt. Das 3D-Modell haben wir in acht Segmente aufgeteilt: vier für den Schaft, drei dekorative Zwischenstücke und eine komplexe Speerspitze. So liessen sich alle Teile auf einem Standarddrucker fertigen und später stabil verbinden.

Der Schaft wurde aus PETG gedruckt, um eine Balance aus Flexibilität und Schlagfestigkeit zu gewährleisten (Kingroon 3D). Dekorative Elemente und die Speerspitze wurden aus PLA gefertigt, da hier Detailtreue wichtiger war als Flexibilität (FormFutura). Diese Kombination nutzen wir häufig: PETG für das „Skelett“, PLA für die Optik.

Der Kern des Speers bestand aus zwei durchgehenden 8-mm-Carbonstäben. Die PETG-Schaftteile umschlossen die Stäbe und waren zusätzlich über Zapfen-/Nut-Übergänge verbunden. Klebestellen wurden angeraut, entstaubt und mit Cyanacrylat-Gel verklebt. An besonders beanspruchten Übergängen kam Zwei-Komponenten-Epoxid zum Einsatz, um eine stabile Verbindung zu schaffen (Original Prusa 3D Printers, Snapmaker). Nach einem intensiven Testtag draussen – inklusive versehentlicher Stösse – waren nur minimale Lackausbesserungen nötig.

Das Finish umfasste das Abdecken der Layerlinien mit Füller-Spray, Schleifen, Spachteln und erneutes Grundieren. Das Farbschema wurde mit Acrylfarben und Airbrush in mehreren dünnen Schichten aufgebaut, mit Wash betont und mit Trockenbürsten aufgehellt, um abgenutztes Metall zu simulieren.

Vielfältige 3D-gedruckte Cosplay-Teile bereit zur Weiterverarbeitung.

Quelle: 3d-grenzenlos.de

Vielfältige 3D-gedruckte Cosplay-Teile bereit zur Weiterverarbeitung.

Kurzes Fazit für dein nächstes Cosplay-Projekt

Aus unseren Projekten und aus bewährten Community-Guides lassen sich ein paar klare Learnings ableiten:

So entsteht aus einer Idee, STL-Dateien und Filament ein bemaltes Cosplay-Prop, das du auf Conventions tragen kannst, auf Fotos überzeugt und mehrere Events überdauert.

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