3D-Druck: Oberflächenbearbeitung – Anleitung aus der Werkstatt

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Lisa Ernst · 23.11.2025 · Technik · 12 min

Kennt ihr das? Das Teil ist funktional top, aber die Schichtlinien nerven. Matte Flächen, kleine Blobs an den Nähten, Support-Narben – im Licht sieht man alles. Wir stehen mit Kundenteilen regelmässig an genau diesem Punkt. Und ja: Das ist uns am Anfang auch passiert, dass wir zu grob geschliffen, den Füller zu dick gesprüht oder die Farbe zu schnell aufgebaut haben. Heute arbeiten wir mit einer klaren Reihenfolge, die in der Praxis zuverlässig ein sauberes Finish bringt.

Warum lohnt sich der Aufwand? Glatte Oberflächen erhöhen die wahrgenommene Qualität – ob für Prototypen beim KMU, Präsentationsmodelle für Schulen oder Props für Hobby-Maker. Und: Richtig vorbereitet halten Farben, Klarlacke und Beschichtungen länger. Die folgenden Schritte stammen aus unserer Werkstatt in der Schweiz und basieren auf gängigen Best Practices aus der Community.

Das Prinzip: Von grob nach fein – in dünnen Schichten

Wir arbeiten in Zyklen: Schleifen → prüfen → Füller/Spachtel → schleifen → prüfen → Farbe → Klarlack. Dünn auftragen, nichts überspringen. Internationale Guides empfehlen genau dieses Vorgehen mit progressiven Körnungen und Füller als „Nivellierschicht“ – das deckt sich mit unserer Erfahrung. (All3DP, MatterHackers, Prusa Blog, Fictiv)

Sicherheit zuerst: Nass schleifen, Staubmaske (FFP2/N95), Schutzbrille, Handschuhe. Beim Sprühen gut lüften oder draussen arbeiten.

Materialien & Tools (Checkliste)

Schritt 1: Rohteil vorbereiten

Supports sauber trennen (Seitenschneider, Skalpell), Fäden mit Heissluft kurz abziehen. Dann Problemzonen mit P120–P150 anbrechen. Auf Flächen nutzen wir immer einen Klotz – Finger schleifen gerne Mulden. Bei PETG Druck reduzieren: das Material neigt bei Reibung zum Schmieren. Nassschleifen hilft.

Grobschliff: Kanten brechen, Riefen kappen

Quelle: 33d.ch

Starten wir mit P120–P150. Quer zur Layer-Richtung schleifen, damit Riefen nicht „eingefräst“ werden. Bei grossen Flächen unbedingt mit Klotz arbeiten.

Typische Start-Fehler (und wie wir sie vermeiden)

Schritt 2: Spachteln & Füller richtig einsetzen

2.1 Feinspachtel lokal

Kleine Löcher/Spalte nur dünn füllen, leicht überhöht stehen lassen. Nach Aushärtung mit P320–P400 plan ziehen. Mehrere dünne Runden sind schneller als eine dicke.

2.2 Füllerprimer als Nivellierschicht

Füller wirkt wie „sprühbarer Spachtel“. Bei PLA funktioniert das super; bei PETG achten wir auf geeigneten Haftvermittler. Aus ca. 20–30 cm sprühen, dünn und kreuzweise. Nach Trocknung mit P400–P600 nass glätten. Zwei bis drei Zyklen reichen oft, bis Layerlinien praktisch weg sind. (Siehe MatterHackers, All3DP)

Füller deckt Layerlinien

Quelle: 33d.ch

Dünn sprühen, trocknen lassen, nass anschleifen. Problemstellen markieren und gezielt nacharbeiten – spart Zeit.

Schritt 3: Lackaufbau – Haftung vor Optik

3.1 Primer → Farbe → Klarlack

Bewährte Praxis in vielen Werkstätten und Guides – und auch bei uns Standard. (Fictiv, Prusa Blog)

3.2 Beispiel-Einstellungen (Anhaltspunkte)

Fehlerbild → Ursache → Lösung (Tabelle)

FehlerbildWahrscheinliche UrsacheWas hilft in der Praxis
OrangenhautZu dick gesprüht, zu nah, kalte DoseDünner sprühen, 20–30 cm Abstand, Dosen anwärmen (handwarm), Zwischenschliff P600 nass
Blasen/FisheyesFett/Staub, SilikonresteGründlich entfetten (Isopropanol), staubfrei arbeiten, dünne Gänge
Schleifriefen sichtbarKörnungen übersprungenZurück zur letzten Stufe, bis alle Kratzer weg sind; erst dann weiter
Abplatzende FarbePrimer fehlt/ungeeignetHaftvermittler/Primer nutzen, Untergrund P600 anschleifen, Reiniger prüfen
Schmieriger SchliffPLA/PETG erwärmt sichNass schleifen, Druck reduzieren, kürzere Züge, frisches Papier

Praxisbeispiel: Figur (20 cm) aus PLA, 0.16 mm Layer

  1. Vorbereitung: Supports entfernen, Fäden abnehmen. P150 auf Kanten/Riefen.
  2. Grobschliff: komplett P150 → P220, bis alles gleichmässig matt ist.
  3. Spachtel: Nähte/Poren dünn füllen, P320 planziehen.
  4. Füller-Zyklus: dünn sprühen → trocknen → P400–P600 nass. Zwei Runden.
  5. Primer (grau): Kontrollschliff P800 nass.
  6. Farbe: 3 dünne Durchgänge (z. B. Hautton, Kleidung per Airbrush, Details mit Pinsel).
  7. Klarlack: 2 Schichten (gewünschter Glanz). Optional Politur mit P2000+ und Paste.
Vorher/Nachher: Layerlinien vs. glatte Fläche

Quelle: 33d.ch

Nach zwei Füllerzyklen und sauberen Zwischenschliffen wirkt die Figur „wie gegossen“, Details bleiben erhalten.

PLA vs. PETG – kleine Unterschiede, die viel bringen

Einblicke aus unserer Werkstatt (33d.ch)

Kompakter Workflow (als Checkliste zum Abhaken)

Empfohlene Ressourcen (Backlinks)

Video-Tipps (YouTube)

Interne Link-Ideen (für eure Navigation)

Mini-Fazit

Hinweis: Einstellungen sind Beispiele – Drucker/Material unterscheiden sich. Erst an Testteilen ausprobieren.

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